Am 30. Oktober ist es soweit: Canva präsentiert Version 3.0 der bekannten Serif Affinity Kreativsuite. Es ist das erste große Release seit der Übernahme durch Canva im Jahr 2024 – ein Einschnitt, der viele Nutzer beschäftigt. Die Canva-Keynote steht unter dem Leitmotiv „Kreative Freiheit beginnt“ und wird in den Fachforen und Communitys kontrovers diskutiert.
Im Play Store unter der Canva-App gibt es folgenden Hinweis: „Von brandneuen Innovationen über verbesserte Funktionen bis hin zu noch mehr erfüllten Community-Wünschen: Alles, was wir zeigen, ist so konzipiert, dass deine Fantasie zum Leben erweckt wird und wir gemeinsam eine bessere Zukunft gestalten können.“

Die Lage vor dem Launch
Die Spannung in der Community ist spürbar. In den letzten Wochen wurden alle neuen Software-Käufe bei Affinity pausiert, auch die Stores sind aktuell geschlossen. Auf der offiziellen Website und Social Media kündigt Serif das Event als Beginn „echter kreativer Freiheit“ an – und weist darauf hin, dass bestehende Nutzer uneingeschränkten Zugriff auf ihre gekauften Programme behalten, während für Neueinsteiger vorerst keine Käufe möglich sind. Das unterstreicht, wie groß die bevorstehende Umstrukturierung wohl ist.
Affinity und Canva: Zwei Philosophien treffen aufeinander:
Die Übernahme durch Canva sorgte seit 2024 für viele Spekulationen. Beide Unternehmen verfolgen traditionell unterschiedliche Modelle: Affinity steht für faire Einmalkäufe ohne Abozwang und eine Profi-Community, Canva vor allem für unkomplizierte Online-Gestaltung und Freemium-Angebote, die möglichst vielen einen einfachen Zugang bieten soll. Die Zusammenführung beider Geschäftsmodelle weckt Hoffnungen auf Innovation, aber auch Ängste einer möglichen Abwendung vom bisherigen Erfolgsweg.
Die drei zentralen Szenarien

Einmalkauf-Modell bleibt bestehen
Das klassische Szenario sieht vor, dass die Affinity-Programme weiterhin zur Einmalzahlung erhältlich bleiben – vielleicht zu höheren Preisen, aber mit den bekannten Vorteilen. Viele Designer schätzen die Eigenständigkeit und Flexibilität der Suite, die ohne Abhängigkeiten von monatlichen Abbuchungen auskommt. Besonders erhofft werden Verbesserungen wie leistungsfähigere RAW-Workflows in Photo oder ein integrierter Vektor-Nachzeichner für Designer.
Hybridmodell zwischen Kauf und Abo
Immer wahrscheinlicher erscheint ein Mittelweg, der die bestehende Lizenzform beibehält, aber zusätzliche Abo-Optionen für neue Funktionen oder KI-Features ergänzt. Denkbar sind optionale Cloud-Lösungen, Teamfunktionen und sogar eine Webversion, die plattformübergreifend ist – Fähigkeiten, die Canva technisch und finanziell realisieren könnte. Ein solches Modell würde die Nutzer frei wählen lassen, ob und wie sie ihr Tool erweitern und personalisieren.
Volles Abo-Modell: Die Sorge der Community
Das Worst-Case-Szenario ist ein vollständiger Umstieg auf ein reines Abo-Modell. Viele Community-Stimmen befürchten diesen Weg – insbesondere, weil ähnliche Verläufe in der Software-Branche bereits häufig passiert sind, und Versprechen der Vergangenheit nicht immer gehalten wurden. Ein solches Modell würde die ursprünglichen Ideale von Affinity fundamental verändern und die aktuelle loyale Nutzerbasis vor eine echte Wahl stellen
Indizien und offene Fragen
Die Community beobachtet jedes Detail – so etwa die plötzlichen kostenlosen Affinity-Apps für das iPad im Oktober 2025. Manche sehen darin ein Anzeichen für einen bevorstehenden Systemwechsel oder ein Lockangebot mit begrenzter Laufzeit. Andere spekulieren, ob Serif und Canva ein Freemium-Modell mit kostenlosen Basisversionen und kostenpflichtigen Upgrades schaffen möchten.
Darüber hinaus wird erwartet, dass Canva die Integration der eigenen Stärken nutzt: Cloud-Synchronisation, mobiler Zugriff, KI-gestützte Features und ein stärkerer Fokus auf Teamarbeit könnten zügig Einzug in Affinity halten. Die Richtung dieses Wandels ist jedoch offen – bislang gibt es außer den offiziellen Ankündigungen keine bestätigten Details.
Die Bedeutung für die Design-Community
Die Entscheidung am 30. Oktober ist für viele weit mehr als ein bloßes Software-Update. Die Zukunft der Affinity-Suite entscheidet darüber, ob unabhängige Kreative und professionelle Anwender weiterhin auf faire Bedingungen bauen können, oder ob die Branche sich weiter in Richtung Abo- und Cloud-Zwang bewegt. Die Community fordert nach wie vor Transparenz, faire Preise und eine Orientierung an den Bedürfnissen der Designer, nicht der Konzernstrategie.
Ob das Motto „Kreative Freiheit beginnt“ nach dem Event mit Inhalten gefüllt wird – und wie diese Freiheit definiert ist – bleibt die zentrale Frage.
Fazit
Affinity 3.0 kommt in einer Umbruchsituation. Das neue Release ist der Gradmesser für die Zukunft von professioneller Design-Software, die auf faire Modelle und kreative Kontrolle setzt. Die Design-Community blickt gespannt und kritisch auf den 30. Oktober – denn das Update steht symbolisch für den Wandel im digitalen Kreativmarkt.
Noch sind die wichtigsten Fragen offen: Bleibt Affinity, was es war? Oder beginnt mit 3.0 eine ganz neue Ära – mit neuen Chancen, aber auch neuen Herausforderungen?
Meine persönliche Wunschliste:
- Endlich auch eine Android-App!
- Affinity Photo: Ein besseren Workflow ähnlich wie Camera Raw (das vermisse ich am meisten)
- Affinity Designer: DER BILDNACHZEICHNER !!!!
- Kein Abo, kein Fokus auf KI-Funktionen



Kommentare